Bücher: GEBUNDEN FÜR GENERATIONEN.

Viele Bücher sind von historisch großem Wert. Wiederum andere Bücher sind ganz persönliche Schätze. So oder so handelt es sich um bedeutungsvolle Begleiter, die von Generation zu Generation weiterreisen und jahrhundertealtes Wissen & Geschichte hüten. Sie sind die Konstanten in unserer rasanten Zeit. Wie gut, dass eine Hand voll Menschen weiß, was Bücher brauchen, um uns auch künftig bereichern zu können.

18.05.2022 | in Buchbinder

Vielseitige Schatzkammer

Die erste urkundliche Erwähnung von Graz aus dem 15. Jahrhundert. Eine Familienbibel. 700 Jahre alte Handschriften von Mönchen aus dem Stift Rein. Das Kochbuch von Großtante Erna. Die Dissertation eines angehenden Doktoranten. Das Lieblingsmärchenbuch aus Kindheitstagen. All das haben Buchbinder:innen & Buchrestaurator:innen wie Gudrit Sixl schon in Händen gehalten. Dabei ist es für sie einerlei, ob sie prachtvolle Bucheinbände fertigt oder teils jahrhundertealte Werke restauriert und so ein Stück Geschichte erhält. In beiden Fällen handelt es sich um bleibende Kostbarkeiten für die Gesellschaft und nächste Generationen.
Das Buch ist und bleibt unser Liebkind auch in modernen Zeiten. Trotz Digitalisierung kaufen wir immer noch Bücher. Und das gar nicht zu knapp, wie Gudrit Sixl weiß: „Es wurde noch nie so viel Papier gedruckt wie jetzt. Ich glaube, wir lieben Bücher, weil wir haptische Wesen sind. Wir wollen die Dinge angreifen. Zudem schenken uns gedruckte & gebundene Werke das Gefühl wieder zurück zu den Wurzeln zu kehren. Als Kinder haben wir geblättert und nicht gewischt, wie am Tablet. Auch die Jugend will beim Lesen nach wie vor ein Buch in der Hand halten.“
 

Erzeugen & erhalten

Die Wege zum Buchbinder führt über eine Lehre, in der die Handbuchbinder aber auch die Buchbinder im maschinellen Bereich zu hochqualifizierten Fachkräften ausgebildet werden. Für den Beruf des Restaurators können dann noch Zusatzausbildungen gewählt werden oder man entscheidet sich direkt für den Weg des akademischen Restaurators. Gudrit Sixl hat erst Kunstgeschichte studiert, danach die Buchbinder-Meisterprüfung abgelegt und kurz darauf den Betrieb übernommen, in dem sie gelernt hat & danach ihre eigene Firma gegründet. Ihre Liebe zum Kunsthandwerk gibt sie bis heute als Berufsschullehrerin an ihre Lehrlinge weiter.

Als zusätzliches Standbein bietet sie in ihrem Atelier das Entschimmeln von Büchern an: „Da geht es vor allem ja auch um den Gesundheitsaspekt für die Bibliothekare“, gibt sie zu bedenken.

Bücher halten eben nicht nur die Geschichte und die Geschichten lebendig, sie haben auch ein eigenes Leben. So sehr Buchbinder auch darin aufgehen, einzigartige und aufwendige Bucheinbände mit unterschiedlichsten Materialien von Leder über Pergament, Holz, Gold, Samt, Seide, Leinen, Velour, Metallbeschlägen & vielem mehr herzustellen, so faszinierend ist auch das Restaurieren selbiger.

Gudrit Sixl arbeitet in dieser Hinsicht auch eng mit dem Stift Rein zusammen. Fast eintausend Jahre lückenlose Aufzeichnungen über das Stift und die umliegende Region wollen und müssen erhalten werden. Dank Buch Patenschaften (siehe Infokasten) wird auf Hochtouren daran gearbeitet, dass das Vermächtnis von rund 100.000 Objekten auch noch das nächste Jahrtausend bestehen bleibt.
 

Datenträger der Zukunft

Vielleicht riskiert man auch mal einen genaueren Blick in die private Sammlung. Es könnten sich unentdeckte Schätze darin befinden, wie uns Gudrun Sixl erzählt: „Da kann schon mal beispielsweise eine Zeitschrift aus 1918 dabei sein, welche man für 1 Euro am Flohmarkt verkaufen wollte, welche aber in Wahrheit 20.000 Euro wert war."

„Selbst Tageszeitungen werden nach wie vor archiviert“, merkt Gudrit an. Das bedruckte Blatt, sowie das gebundene Werk sind also langlebige, vertrauenswürdige Datenträger, derer sich die Menschheit auch weiterhin bedient. Somit zählen Buchbinder & -restauratoren zu den bedeutenden Datenschützern vergangener Tage, der Gegenwart und auch der Zukunft. Ihren geschickten Händen verdanken wir, dass Bücher – welchen Wertes sie auch immer sein mögen – in viele weitere Hände gelangen und diese im wahrsten Sinne zu bereichern.


 

Woher kommt der Name „Bücherwurm“?

Der ‚Bücherwurm‘ heißt so, weil so Larven von verschiedenen Käferarten bezeichnet werden. Die Larven fressen Holz und somit auch Zellulose, aus der ein Buch besteht. ‚Bücherwürmer‘ lesen also so schnell, dass sie sich quasi durch das Buch durchfressen. Und auch manche Menschen kleben so nah an ihren Büchern, dass es so aussieht, als ob sie ihre Lektüre gerade aufäßen. Außerdem schlängelt sich der Wurm buchstäblich durch eine ganze Geschichte.

Kunsthandwerker bei der Arbeit
Webdesign by Internetagentur BJB-media